Machbarkeitsstudie Optimierung Stadttheater, Bern Kornhausplatz 20, 3011 Bern
Ausgangslage dieser Studie sind die Bedenken der Leitung des Stadttheaters, dass die Massnahmen, welche im Rahmen des laufenden, vorwiegend technischen Sanierungsprojekts umgesetzt werden sollen, für das Publikum und die Öffentlichkeit keine spürbaren Verbesserungen bringen.
Die Studie untersucht aus diesem Grund das Potential des Standorts und des Theatergebäudes hinsichtlich räumlicher und betrieblicher Verbesserungen im Eingangsbereich und im Bühnenvorderhaus. Die Studie versteht sich als Zusatz zum vorhandenen, durch Hebeisen und Vatter Architekten verfassten Vorprojekt. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf eine verbesserte Präsenz des Theaters im öffentlichen Raum und auf die Aufwertung der Publikumsbereiche im Gebäudeinnern gelegt.
Stadtraum
Das Stadttheater präsentiert sich nach aussen unter seinem Wert. Das repräsentative Gebäude wirkt abseits stehend, abweisend und elitär. Hinter Fahrradabstellplätzen, jenseits der Nägeligasse und bedrängt von der Abbiegespur ist es nicht Teil des Kornhausplatzes, profitiert nicht von diesem und belebt ihn nicht. Steht man vor dem Eingang verwehren schwere Holztüren den Weg und den Blick ins Gebäudeinnere. Man hat weder Grund noch Möglichkeit das Gebäude zu betreten. Wäre es nicht als Stadttheater beschriftet, man wüsste nicht ob es öffentlich ist oder nicht.
Dieser Missstand kann durch wenige Massnahmen korrigiert werden. Geringfügige Anpassungen an der Platzgestaltung – Verschieben der Fahrradabstellplätze und Aufheben der Abbiegespur in die Nägeligasse – stellen die Kontinuität der Platzfläche bis hin zur Kornhausbrücke wieder her, wodurch die Präsenz des Theatergebäudes am Platz erhöht wird. Durch das Absenken der Eingangshalle zusammen mit der Aussentreppe und die Vergrösserung des Podests wird der Bezug des Eingangs zum Stadtraum gestärkt und ein Abschluss des Kornhausplatzes gebildet. Als dritte Massnahme zur Eliminierung der Schranken zwischen Theater und Stadt werden schliesslich die Eingangstüren transparent gestaltet, wodurch Blicke tief ins Innere möglich werden und einladen, das Gebäude zu betreten.
Innenraum
Die heutige Verschlossenheit des Gebäudes fällt auch in Innern auf. Fehlende Transparenz lassen jeglichen Bezug zur Aussenwelt vermissen, die vor den Türen liegende Stadt ist ausgeblendet. Die für den Besucher zugänglichen Innenräume – Eingangshalle und Umgänge – wirken zu klein und erinnern eher an Korridore als an einen Foyerbereich eines Theaters, in dem man sich auf vielseitige Weise bewegen und begegnen kann und der die Atmosphäre eines unvergesslichen Abends versprühen sollte.
Um dies zu ändern wird in allen Publikumsgeschossen die rückwärtige Nische des Zuschauerraums dem Umgang zugeschlagen. Dadurch gehen zwar örtlich Sitzplätze verloren, die Gesamtzahl von ca. 650 Plätzen des Vorprojektes von Hebeisen und Vatter Architekten kann aber eingehalten werden. Für die Regie muss im 3. Rang ein neuer Raum geschaffen werden.
Der räumliche Effekt dieser Massnahme auf den gesamten Vorbereich des Zuschauerraums ist beträchtlich. Die Banalität der heutigen Räume weicht einer räumlichen Vielfalt, die dem ganzen Stadttheater Grosszügigkeit und Festlichkeit verleiht. Durch diese klar definierten und eng begrenzten Eingriffe, die aber mit einem hohen Mass an Präzision und gestalterischer Qualität ausgeführt werden müssen, erhält das Stadttheater eine frische, einladende Ausstrahlung und kann sich als lebendiger Begegnungsort in der bernischen Kulturlandschaft platzieren.
Fotos / Visus: Adrian Scheidegger