Wettbewerb SBB Europaallee Baufeld G, Zürich Europaallee, 8001 Zürich
Grundsätzlich sind die drei verschiedenen Hauptnutzungen auf die drei Baukörper verteilt und somit baulich getrennt: Wohnen im Turm, Altersresidenz im Nordwesten der Parzelle, Büros entlang der Lagerstrasse. Diese Aufteilung ermöglicht eine bessere Etappierbarkeit, komplizierte z.B. Überschneidungen von Erschliessungen werden vermieden und Eigentumsverhältnisse späterer Nutzer sind gut organisierbar. Der halböffentliche Hofbereich funktioniert als etwas geschützter Erschliessungs- und Begegnungsbereich für Wohnen und Alterswohnen, der durch Restaurant, Coiffeur, Bar etc. belebt wird. Nachbarschaften können hier gepflegt werden und die Kommunikation der zukünftigen Bewohner wird gefördert.
Entlang der Lagerstrasse ist der Büroriegel vorgesehen, der sich in der Höhe an der Umgebung orientiert und die Strassenflucht aufnimmt. Seine moderate Höhe gewährleistet eine gute Besonnung für den dahinterliegenden Baukörper und kann den rückwärtigen Bereich schalltechnisch beruhigen. Am Gustav-Gull-Platz positioniert sich der Wohnturm mit maximal zulässiger Höhe (50m) als Ende der Achse vom Hauptbahnhof und wird von der Europa-Allee, von der Kanonengasse und vom Gleisfeld aus gut sichtbar sein.
Im nordwestlichen Bereich des Baufelds ist die Altersresidenz angeordnet. Sie nimmt die Strassenfluchten im Norden und Westen auf und befindet sich in der Höhenentwicklung zwischen Wohnturm und Büroriegel. Die Aussicht nach Norden ist freigespielt.
Als viertes Gebäude wird das Stellwerk mit einbezogen, es fasst den halböffentlichen städtischen Hof, welcher als Begegnungs- und Erschliessungszone fungiert, als vierte Fassade und ergibt eine Spannung und ein Zusammenspiel von alt und neu.
Einschnitte und Arkaden betonen Eingänge und Einkaufsmöglichkeiten sowie Gastronomie, die in der Breite abgestuften Durchwegungen schaffen die nötige Durchlässigkeit zum Hof, von dem aus Wohnungen und Altersresidenz erschlossen. Büros und Dienstleistungsflächen haben ihre Adressen an der Lagerstrasse und am Gustav-Gull-Platz. Die Formensprache der drei neuen Gebäude ist unverkennbar verwandt, wodurch sie zu einer Einheit zusammenwachsen. In der Höhenentwicklung ergibt sich eine interessante und subtile Abstufung, zusammen mit den Gebäuden auf den Baufeldern E und F eine harmonische Komposition, die ihren Fokus trotzdem gezielt auf den zentralen Gustav-Gull-Platz richtet.
Die Wohngeschosse im Wohnturm haben eine komplett umlaufende Terrasse mit stellenweisen weiteren Vertiefungen (Loggias), da diese Massnahme eine klare Qualitätssteigerung für die Wohnqualität bedeutet.
In dieser städtebaulichen Situation muss eine städtische Fassade mit einem harten Material entstehen. Das äussere Kleid des Wohnturms aus einem System von vorgefertigten Betonlamellen resp. -stützen und Balkonplatten schafft einerseits den Eindruck von Leichtigkeit und Durchlässigkeit, aus einer weniger frontalen Sichtweise hingegen eine mehr und mehr geschlossene Fassade. Das Bild des Hauses verändert sich ständig aber ruhig. Bei allen drei Gebäuden ist das Fassadendetail gleich gelöst, es gibt einzig den Unterschied, dass bei Bürohaus und Altersresidenz die Betonstützen mit einem geringen Abstand für die Glasbrüstungen direkt vor der Glasfassade montiert werden. So wird wie in der Höhenentwicklung auch in der Fassadengestaltung eine Abstufung der drei Baukörper erreicht: Balkon und Loggias (Wohnturm), Loggias (Alterswohnen), keine Loggias (Bürohaus). Auf diese Weise bekommen alle drei Baukörper trotz gleicher Fassade in der Gesamtheit einen individuellen Ausdruck, der aus den jeweiligen Nutzungen resultiert.
Fotos / Visus: Aebi & Vincent Archiekten SIA AG